30 Im Dialog mit unseren Stakeholdern
Herr Krützen, wie wichtig sind Ihrer Erfahrung nach für
die Unternehmen lokale Standortfaktoren wie ausreichend
viele lokale Mitarbeiter und Zulieferer?
Klaus Krützen: Ausgesprochen wichtig! In vielen Unterneh-
men bilden Menschen aus Grevenbroich und dem Rhein-Kreis
Neuss den Hauptstamm der Mitarbeiter. Bei der Auftragsver-
gabe wird außerdem auf lokale Belange Rücksicht genommen,
um die Region als Ganzes zu sehen und zu stärken. Wir in
Grevenbroich können sagen, dass die Zusammenarbeit mit den
Unternehmen sehr gut ist. Das können Sie auch daran sehen,
dass sowohl die großen als auch die kleinen Unternehmen eine
ansehnliche lokale Wertschöpfung generieren.
Welche Rolle spielt für Sie, Herr Dr. Sawitowski, die re-
gionale Verankerung für den langfristigen Unternehmens-
erfolg?
Dr. Thomas Sawitowski: Wir sind als Unternehmen vor Ort
erfolgreich. Das liegt auch daran, dass wir trotz der internationalen
Ausrichtung unseres Geschäfts lokal sehr verwurzelt sind.
Nehmen Sie als Beispiel unsere Mitarbeiter. Etwa 90 Prozent aller
Beschäftigten bei uns leben in einem Umkreis von 20 Kilometern.
Und manche unserer Mitarbeiter sind bereits in der dritten
Generation für ACTEGA Rhenania tätig. Wir sind durchaus stolz
auf diese sehr hohe Verbundenheit! Sie ist aber auch sehr wichtig
für uns. Denn unser Unternehmenserfolg hängt entscheidend
von unseren qualifizierten Mitarbeitern und deren Loyalität ab.
Deshalb investieren wir auch kräftig in die Mitarbeiterweiter-
bildung und Ausbildung. So haben wir eine hohe Ausbildungsquote
von circa sieben Prozent.
Ist es nicht schwierig, ausreichend viele junge Talente
für eine Region zu interessieren, die mitten im Strukturumbruch
ist …
Klaus Krützen: … vermutlich spielen Sie mit Ihrer Frage auf das
Image an, dass Grevenbroich und Braunkohle eng verbunden sind?
Richtig.
Klaus Krützen: Aber das ist längst nicht mehr die Realität,
die Sie hier vorfinden. Unser Wohn- und Freizeitwert kann sich
durchaus mit dem anderer Städte und Regionen messen.
Grevenbroich ist eine grüne Stadt. Man lebt dörflich und ländlich,
ist aber dank einer guten Infrastruktur auch schnell in großen
Städten. Deshalb ist es mir so wichtig, dass wir bei der Diskussion
auch auf die Region hochzoomen. Dann erkennen Sie, dass
wir auch gut an verschiedene Flughäfen angebunden sind und
eben eine sehr gute Infrastruktur bieten können. Das sind
Pfunde, mit denen man wuchern kann.
Wo sehen Sie noch Handlungspotenzial?
Dr. Thomas Sawitowski: Zunächst lassen Sie mich festhalten,
dass wir seit über 100 Jahren an diesem Standort sind. Hier schaf-
fen wir erfolgreich Wert für Kunden, Mitarbeiter, Eigentümerin
und die gesamte Gesellschaft. Wir entwickeln und produzieren
eine Vielzahl von Produkten, mit denen wir alltäglich in Berührung
kommen. Nehmen Sie das Beispiel unserer Speziallacke für
Kaffeekapseln. Übrigens bieten wir unseren Kunden jetzt auch
mit unserem neuen Kundentechnikum die Möglichkeit, vor Ort
neue Trends für Verpackungen zu testen.
Für wie viele Mitarbeiter bietet das neue Laborgebäude
eigentlich Platz?
Dr. Thomas Sawitowski: Von den insgesamt 150 Beschäf-
tigten am Standort werden dort im ersten Schritt etwa 50 Mitarbeiter
ihrer Arbeit nachgehen. Durch die Ideen, die in unserem
neuen Laborgebäude entstehen werden, können wir uns auch
in Zukunft von Grevenbroich aus auf dem Weltmarkt behaup-
ten. Das ist keineswegs selbstverständlich, und wir dürfen uns
nicht auf dem Erreichten ausruhen. Die Stadt ist zum Beispiel
immer näher an uns herangewachsen. Mittlerweile sind wir bei
ACTEGA Rhenania sogar in ein Wohnumfeld eingebunden,
was neue Herausforderungen wie die Lärmbelastung durch den
Lastwagenverkehr mit sich bringt. Aber für solche Herausfor-
derungen suchen und finden wir Lösungen, wie auch schon in
Klaus Krützen ist seit November 2015 Bürgermeister der Stadt Greven-
broich. Zuvor war er hauptberuflich Lehrer bzw. Schulleiter.
Dr. Thomas Sawitowski ist seit Oktober 2013 Geschäftsführer der
ACTEGA Rhenania GmbH. Davor war er für die BYK-Chemie GmbH tätig
und damit für einen der vier Geschäftsbereiche der ALTANA Gruppe.